Den Namen kennen, nicht aber die Dinge selbst

Wieder einmal Murks gebaut! Wieder einmal zu spät oder gar nicht entschieden. Wieder einmal auf die falschen „Propheten“ gehört! Muss so Vieles ausgesessen werden, bis es nicht mehr zu blocken ist? Zu lösende Probleme hintenan gestellt in der Hoffnung, dass sie sich von alleine regeln? Wieder einmal die Steuerzahler zur Kasse bitten? In Nordamerika werden Bauernopfer verurteilt und millionenschwere Strafen ausgesprochen, in Deutschland die Täuscher von der Regierung gedeckt! Die Rede ist vom Dieselskandal. Noch vor Jahren wurde der Dieselmotor als besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich hervorgehoben. Weshalb? Weil er keine Zündkerzen verschleißt?

Wissen wovon ein Mensch spricht ist die Devise, die auszugeben wäre und nicht nur den Namen kennen – besonders, wenn dieser Mensch in wirksamer Regierungsverantwortung redet und handelt!

Fachkenntnisse vermitteln in diesem Falle die Automobillobbyisten.  Aber wie sonst gelangen Menschen in verantwortungsvoller Regierungsposition an Fachwissen, das zu einer Beurteilung der Sachlage befähigt und letztlich zu einer Entscheidung führt?  Eine akademische Ausbildung der juris prudens reicht an dieser Stelle mit Sicherheit nicht. Ingenieure/Innen, Professoren/Innen der verschiedenen Disziplinen sind Mangelware in den Parlamenten. Juristen gibt es allerdings reichlich. Wer tummelt sich eigentlich auf der politischen Bühne? Machtgierige und Schnellschwätzer? Ein Wesenstest (Eignungstest) wäre sicher hilfreich, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Statt dessen wird nicht selten die zueigene Biografie geschönt, als wenn das helfen könnte, eine Fachkompetenz zu erlangen. Kreuzworträtselwissen ist überhaupt nicht dazu geeignet, Lösungsansätze für schwierige Probleme zu entwickeln. Es hat sich in all den Jahren seit Bestehen der Bundesrepublik eine Methode entwickelt, tiefe „Risslöcher“ in der Gesellschaft mit der Maurerkelle zuzukleistern im Glauben, das eigentliche Problem sei beseitigt.

Zu diesem Thema fällt dem Zeitreisenden eine merkwürdige Begebenheit ein, die zwar fiktiv aber durchaus als Metapher durchgehen kann: ein Suchender wendet sich mit seiner Frage nach dem Weg zum Bahnhof an einen Passanten. Der erklärt, dass er nicht wisse wie man zum Bahnhof gelangt und fügt hinzu:“Aber wir können darüber reden!“ Es handelt sich um einen studierten Sozialarbeiter, an den der Frager geraten ist. Frustriert setzt der seinen Weg fort und begegnet einer älteren Dame. Er fragt sie höflich nach dem Weg zum Bahnhof. Darauf sie:“Sind Sie sicher, dass es hier überhaupt einen Bahnhof gibt?“ Es handelt sich bei der Frau um eine Diplom-Psychologin. Jetzt ist der Mann richtig sauer und steuert auf einen schwarz gekleideten älteren Herrn zu: „Aber Sie können mir doch sicher den Weg zum Bahnhof beschreiben?“ Er bekommt zur Antwort: „Mein Sohn, vertraue Gott, dann wird er dir den richtigen Weg weisen!“ Das ist ein Pfarrer! Der vierte Mensch, den der Mann um eine Wegbeschreibung bittet, ist ein studierter Sozialwissenschaftler, der ihm folgende Antwort gibt: Lies das Buch „Das Kapital“ von Karl Marx und Dir wird es wie Schuppen von den Augen fallen, denn  die Antwort liegt in Dir selbst!  Zuletzt gerät er an an einen Lobbyisten der deutschen Automobilbranche. Der erklärt ihm die Vorzüge eines Dieselautos mit dem Hinweis auf den großen Aktionsradius (8oo km ohne nachzutanken) und den Vorteil, dass er nie wieder nach einem Bahnhof fragen muss. (Onkel Volksmund, ein wenig nachgeholfen vom Unterzeichner)

Philosophen, Propheten und Heiler werden wir auf den Regierungsbänken vergeblich suchen, denn sie meiden Menschenansammlungen von mehr als 630 Personen, die sich jahrelang von einer aussitzenden Kanzlerin beherrschen lassen müssen und die ihre Entscheidungen unter anderem von der Beratung durch die  Automobilkonzerne abhängig macht, jenen Machern, welche die Vollbeschäftigung garantieren. Nichts ist schlimmer als vor Konsumhunger maulende Wähler, die den Hals nicht schnell genug voll kriegen, und solange der Hosenanzug passt, drückt die Regierungsbank nicht auf das Gesäß! Das ist eine überlieferte Weissagung der Creek-Indianer, die kein Geld essen wollten und deren Nachfolger jetzt in Reservaten in den USA leben.

Jetzt haben Sie den Salat, liebe Leser! Viel Freude  an Ihren Dieselautos der Schadstoffklasse 5 und noch viel weniger…

…wünscht Ihnen Ihr alter Kunstmeister! Prost! Austrinken und niemals aufgeben, denn noch sind wir oder besser: dennoch sind wir!

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Von Hartmut Tettweiler Reliwette

Hartmut T. Reliwette, geb. 1943 in Berlin Maler, Bildhauer, Performer, Autor. 70 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen oder Performances im In- und Ausland realisiert. Zusammenarbeit mit Peter Coryllis, Joseph Beuys, Karl-Heinz Schreiber und anderen zeitgenössischen Kunstschaffenden und Autoren/Schriftstellern. Mehr über Reliwette siehe „Autoren-Info“.