Der Ukraine-Krieg

Der alte Kunstmeister hat lange geschwiegen. Ich frage mich, ob es überhaupt etwas nützt, wenn ich etwas in meinen Blog schreibe? Die „ganze Welt“ spielt verrückt. Es sieht so aus, als haben plötzlich so furchtbar viele Menschen den Verstand verloren.

Dabei ist der „Sachverhalt“ doch ganz einfach zu interpretieren.

  1. Parlamentarier haben sich im höchsten Haus der Ukraine geschlagen. Ich habe es selbst im Fernsehen betrachten können: kein fake, kein Netz mit doppeltem Boden.
  2. Was ist das für eine Auslegung von Demokratie?
  3.  Es dauerte nicht lange, als der Aufstand auf dem Maidan-Platz begann. Es war augenscheinlich eine Revolte, die ein so großes Ausmaß hatte, dass man sie als Revolution bezeichnen muss, denn der amtierende Präsident der Ukraine wurde nicht nur abgesetzt, sondern unter Hausarrest gestellt.
  4. Im Osten der Ukraine kam es nun ebenfalls zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen konterrevolutionären russlandfreundlichen Milizen und der schnell installierten neuen westorientierten Regierung.
  5. Noch etwas zu demokratischen Wahlen: die werden eingerichtet anstelle eines Aufstandes. Es reicht nicht, im Nachhinein zwei Gefäße aufzustellen mit der Aufschrift Ja/ Nein. Es müssen diejenigen bei einer Wahl berücksichtigt werden, die sich um ein Amt bewerben bzw. sich zur Verfügung stellen.

Demokratie ist keine Weltanschauung – bestenfalls ein kleiner Teil einer solchen. Ein Weltbild, eine Weltanschauung können sein a) ein religiöses Weltbild, b) eine Philosophie, da gibt es eine ganze Reihe von Philosophien, u.a. die Lehre von der Menschheit, eine anthroposophische (Rudolf Steiner) Überzeugung, eine humanistische nach Gebrüder Humboldt.

Im Nachhinein um Hilfe zu schreien, z. B. die Nato soll helfen, ist der Versuch, Unbeteiligte mit in einen Krieg zu reißen. Die Ukrainer haben weder ihre Frauen gefragt, noch ihre Kinder, ob sie eine Revolution vom Zaune brechen sollen. Die Europäer haben zugeschaut, aber niemand von ihnen hat warnend die Hand erhoben. Wenn Euch eine „Befreiung von einer russlandfreundlichen Regierung zugestanden wird, muss auch den Bewohnern der eingangs angesprochenen Ostprovinzen zugestanden werden, dass sie sich von westlichen Einflüssen distanzieren und ihren alten Präsidenten wiederhaben möchten.

Was ist daran so unverständlich? Auf der anderen Seite fühlt sich der russische Machthaber, Putin, nicht mehr an die Verträge gebunden, welche die Krim betreffen, weil sie noch mit dem inzwischen abgesetzten ukrainischen Präsidenten abgeschlossen wurden.

Dass Putin Sicherheitsbedenken äußert, weil er inzwischen von westlich orientierten Staaten nahezu eingekreist ist, die sich aus Angst ihrerseits zudem noch von der Nato beschützen lassen, ist grotesk. Beide Seiten fürchten um ihre Sicherheit. Die westlichen Staaten trauen Putin nicht über den Weg. Es geistert die Vermutung um, Putin wolle sich nach und nach wieder das Territorium der ehemaligen Sowjetrepubliken aneignen.

Die Prophezeiung, dass sich Russland die beiden angesprochenen Republiken der Ukraine zufügen wird, ist nicht schwer zu treffen. Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine laufen darauf hinaus. Es ist das von der russischen Seite anvisierte Ergebnis der Verhandlungen, wenn der russische Außenminister von einer konstruktiven Verhandlungsbereitschaft der ukrainischen Seite spricht.

Dass die westliche Welt entsetzt über den Krieg der Russen ist, muss psychologisch bewertet werden. Welche mitleidensfähige Person fühlt nicht mit den vor dem Kriegsgeschehen flüchtenden Müttern und Kindern?. Aus psychologischer Sicht ist auch nachzuvollziehen, dass normal veranlagte Menschen stets zu den Schwächeren halten und sie beschützen möchten.

Bei Anne Will wurde in einem Interview die Frage gestellt, weshalb nicht über der Ukraine eine Flugverbotszone eingerichtet wird. Mir ist vor Schreck der Löffel aus dem Gesicht gefallen. Wer soll das denn aussprechen? Die Nato? Wie kann man nur so eine dämliche Frage stellen? Es würde nur ein einziges russisches Flugzeug von der Nato abgeschossen, und schon wäre der dritte Weltkrieg eingetreten.

Die Polen haben jetzt endlich erklärt, dass sie der Ukraine keine Kampfjets zur Verfügung stellen. Allerdings haben sie den Amerikanern angeboten, Jagdflugzeuge des Typs MIG 29 nach Ramstein zu überstellen, damit die Amerikaner diese Flugzeuge an die ukrainischen Piloten weiterleiten. Die Amerikaner haben dieses Ansinnen abgelehnt, aus gutem Grund..

Die ständige Angst der Polen vor den Russen ist allerdings nachvollziehbar, denn Polen ist bereits fünfmal im Verlauf der Geschichte geteilt worden – mediatisiert, saecularisiert. Zuletzt ist die polnische Bevölkerung nach 1945 von den Russen aus einem Teil ihres Landes vertrieben worden. Es handelt sich um polnisches Ostgebiet, auf das sich Stalin mit Hitler seinerzeit im Nichtangriffspakt geeinigt hatten.

Was also rät der alte Kunstmeister den drei Parteien, Russland, den Natoländern und den derzeitigen Machthabern der Ukraine (denn darauf läuft es ohnehin hinaus)?

Gebt die Ostprovinzen frei. Wenn die Bevölkerung sich an Moskau orientieren möchte, dann soll es so geschehen. Ihr könnt ein Unrecht nicht mit einem Unrecht beantworten. Putins geschichtlicher Vortrag über die ehemalige Gebiets- und Völkersituation ist völlig unerheblich. Es sind in Minsk Verträge geschlossen worden.

Setzt zwischen den Parteien unmittelbar Verträge auf, die beidseitige (dritt- und viertseitige) Sicherheiten für alle garantieren. Niemand muss in Europa im 21. Jahrhundert um seine Sicherheit fürchten müssen, und hört mit dem Quatsch auf, wirtschaftliche Sanktionen zu verhängen. Das ist der größte Blödsinn! Seid ihr alle lebensmüde? Leben und leben lassen, sich gegenseitig helfen und nicht Macht über den anderen ausüben wollen, das ist das Gebot der Stunde.

Und vor allem bringt Euch Respekt entgegen und tanzt dem russischen Bären nicht auf der Nase herum. Ein verhängnisvoller Fehler und der Planet ist menschenleer. (Übrigens: Nicht Putin ist der russische Bär, sondern die Bevölkerung, die unter dem Apparatschik leidet).

Schaut Euch meinen Zyklus von großformatigen Rundbildern aus den Jahren 1971 bis 1974 an, dann wisst ihr, was auf uns zukommt.

Macht keinen Fehler mehr!

Hartmut T. Reliwette

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Von Hartmut Tettweiler Reliwette

Hartmut T. Reliwette, geb. 1943 in Berlin Maler, Bildhauer, Performer, Autor. 70 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen oder Performances im In- und Ausland realisiert. Zusammenarbeit mit Peter Coryllis, Joseph Beuys, Karl-Heinz Schreiber und anderen zeitgenössischen Kunstschaffenden und Autoren/Schriftstellern. Mehr über Reliwette siehe „Autoren-Info“.