Mächtige und Mächtigerne (Möchtegerne)

Sie möchten am Zenit des Himmels stehen, der Zeit ihren Stempel aufdrücken, unvergessen sein bis in alle Ewigkeit. Die Pyramiden der alten Pharaonen warnen vor solchen Ansinnen. Wo dereinst Baumeistern und Architekten (wegen der Geheimhaltung der Eingänge) die Zungen abgeschnitten oder sie bei lebendigem Leibe mit eingemauert oder zugeschüttet wurden, darf sich heutzutage jeder Besucher in den Pyramiden umtun, falls er nicht samt Shuttle-Bus auf dem Wege dorthin weggebombt wird.

Viele Menschen haben ihren fragwürdigen Status der Macht mit abgelängter Strotte bezahlen müssen. Dennoch geht dieses makabre und völlig sinnlose Streben weiter, denn es finden sich immer und immer wieder Protagonisten auf den Sprung zur Macht ein. Und nicht nur das! Auch Künstler,Baumeister und Architekten springen auf den Zug des Erfolges auf, lassen sich benutzen, benehmen sich willfährig, bieten sich feil – so wie Marktfrauen einen Sack Kartoffeln andienen, die wenigstens noch gekocht und gegessen werden können. „Schande über Schande“, möchte man ausrufen, doch die Leute finden nichts dabei: Beim Talentwettbewerb eines Privatsenders wird Schlimmeres geboten.

Wenn der Teufel die Wetteifernden vom Dreirad schubst, ist Essig mit der Talentshow, mit dem Druck zu Ruhm und  der Geilheit nach Macht und Geld. In vielen Fällen ist nämlich das Dreirad noch nicht einmal bezahlt.

Vom Dreirad aufs Denkmal, so sei ein Karrieresprung beschrieben: „Steiler geht`s nicht“, so beschreiben Zeitzeugen das merkwürdige Gebaren. Fatal ist nur, wenn in der Schlossallee die Miete nicht bezahlt werden kann, um es mit dem Monopoly-Spielplan auszudrücken.

So offenbart sich der Tanz um das goldene Kalb heute, das goldene Kalb, von dem im Alten Testament die Rede ist. Scheinheilig das Ego, das des Nachts ins Kissen fleht: „Hab mich lieb!“ Alldieweil LIDL an Feiertagen suggeriert:“ Luxus für alle!“ Da gibt es die dicke Havanna für das kleine Geld und auch die Flasche Sekt soll nicht fehlen, damit wenigstens für ein paar Wohltuminuten über den Hampelmann hinweggesehen werden kann, der sich dem Wahlvolk präsentiert: „Wählt mich! Honig und Schleim über Euch. Ihr werdet weichgespült, weicher geht`s nicht! Der große Knall kommt früh genug. Den müsst ihr heute noch nicht hören!

Prost! Austrinken, denn noch sind wird -äh – dennoch sind wir!

Euer alter Kunstmeister

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Von Hartmut Tettweiler Reliwette

Hartmut T. Reliwette, geb. 1943 in Berlin Maler, Bildhauer, Performer, Autor. 70 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen oder Performances im In- und Ausland realisiert. Zusammenarbeit mit Peter Coryllis, Joseph Beuys, Karl-Heinz Schreiber und anderen zeitgenössischen Kunstschaffenden und Autoren/Schriftstellern. Mehr über Reliwette siehe „Autoren-Info“.