Himmel! Was für Zeitgenossen

Massenhysterie oder massiver Grund zur Besorgnis? Die Menschen sind gespalten: Die einen verteufeln die kleine Klimaaktivistin Greta Thunberg, die anderen erheben sie zur Ikone. Ein nicht zu übersehender Teil der „Klimagegner“ ergeht sich in Verschwörungstheorien, Greta sei von der Regierung angestachelt oder sogar angeworben, damit eine CO2-Steuer erhoben werden kann – oder: hinter Greta verbergen sich steinreiche Unternehmer, die auf diese Weise ihren Reichtum mehren. Das geht hin bis zur Behauptung, auf der Rückreise habe sie ein Flugzeugträger samt Begleitschiffen eskortiert. Sogar ein U–Boot habe sich in der Nähe befunden. Die Kosten für dieses „Begleitcatering“ wurden mit mehrstelligen Millionen beziffert. Jawohl, ihr Skeptiker, es ist ein Gerücht, dass die Polkappen schmelzen. Gletscher haben ja schon immer „gekalbt“. Dass sich in den Alpen die Gletscher auflösen und sich mehr und mehr zurückziehen, muss als bösartige Propaganda der Hysteriker betrachtet werden. Außerdem spinnen die Wissenschaftler bis auf einen, der gesagt haben soll, dass die Thunberg „kalbsgesichtig“ sei. Ein anderer Skeptiker geht noch höher: „mondgesichtig“.

Besonders schwer scheint es die SUV-Fahrer zu erwischen, besonders wenn ihr Fahrzeug sich etwas „zusammendieselt“.

Es ist eher so, dass sich die Germanen, also Kimbern und Teutonen – oder waren es die Ostgoten – -zu „Kutschbockfahrern“ entwickelten, nachdem sie das Rad von den Römern abgekupfert hatten. Aus den Kutschbockfahrern wurden dann letztendlich die SUV–Liebhaber, die gerne etwas höher sitzen und weit voraus blicken möchten – über die Dächer der Vorderleute hinweg. Leider wird daraus nun nichts, denn der erhoffte Weitblick endet vor der Ladetür eines 35 Tonners oder einem Zeitgenossen, der ebenfalls einen SUV benutzt. Auch hier gilt der Leitsatz: „Alle Affen äffen allen Affen alles nach!“

Dem Überblick oder sogar dem Weitblick der Menschen stellen sich also die schlagkräftigen Argumente der „Klimagegner“ entgegen. Ja, das Klima hat sich erwärmt, das stimme schon, allerdings habe es sich schon immer erwärmt. Frau von Storch (AfD) glaubt zu wissen, dass es an der Sonne liege. Und nun tutet auch noch unser aller Dieter Nuhr ins selbe Horn, aber auf seine stammtischwitzige Weise. Er hält von Greta absolut nichts. Ich kann Herrn Nuhr noch zurufen: „Gut, dass Sie kein Lehrer geworden sind!“

Dann erreiche ich die Fernbedienung und tätige einen Switch. Es wird auch allerhöchste Zeit, diese „Brabbelschnute“ zugunsten von „Love Island“ abzulösen. Die jungen Damen sehen auch viel besser aus als der Nuhr.

Chapeau, junge Lady, Du hast in wenigen Monaten mehr erreicht als der alte Kunstmeister in 76 Jahren, wobei ich die ersten 20 Jahre als Orientierungsphase hinnehmen musste. Aber auch mehr als Joseph Beuys, die Kunstikone, welche das Denken in die Kunst einbrachte.

Sein Leitsatz an alle Studierenden seiner Klasse: „Wer nicht denken will, fliegt (raus)!“

Oje, wenn man das auf unsere 80 Millionen Bundesbürger hochrechnet! Das gäbe Platz ohne Ende! Viele Wohnungen ständen leer, was sich günstig auf die Mietpreise auswirken könnte.

Statt Aussicht auf Einsicht zu genießen muss das gequälte Denkvolk Typen wie Johnson und seinen Gönner Trump hinnehmen.

Während die Zeugen Jehovas glauben, Satan oder der Teufel nehme Einfluss auf verschiedene Charaktere, glaube ich als alter Kunstmeister, dass es Personen gibt, in welche der Teufel wohl gefahren sein könnte; aber Bosheit, Lüge und Betrug sind charakterliche Schwächen, in die einer flüchtet, der ohne Rückgrat geboren wurde wie eine Qualle oder ein Oktopus und ganz schlechte Lehrer, Vor- oder Leitbilder hatte. In der Bibel heißt es im Alten Testament, „dass sich die Sünden der Väter vererben bis ins sechste oder siebente Glied!“ Der Wissenschaftler kommt auf die Mendelschen Gesetze zurück und damit zum gleichen Ergebnis. Denken wir nur an die Vererbungslehre mit den Schwarz- und Rotbunten. Nur selten kommt eine weiße Kuh dabei heraus.

Chapeau, kleine Greta, go! Was nützt uns das Schulwissen und aller technischer Fortschritt, wenn wir bis zum Hals im Wasser stecken?

Prost! Austrinken, ruft Euer alter Kunstmeister in die Runde! Lasst Euch nicht lullen! Das haben schon ganz andere versucht!

Venceremos (für meinen toten Freund, Karl H. Schreiber)

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Von Hartmut Tettweiler Reliwette

Hartmut T. Reliwette, geb. 1943 in Berlin Maler, Bildhauer, Performer, Autor. 70 Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen oder Performances im In- und Ausland realisiert. Zusammenarbeit mit Peter Coryllis, Joseph Beuys, Karl-Heinz Schreiber und anderen zeitgenössischen Kunstschaffenden und Autoren/Schriftstellern. Mehr über Reliwette siehe „Autoren-Info“.